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Nation: | Deutschland |
von Michael Töteberg
Stand: 01.09.2010
„Der Mann beherrscht die Kunst der Agitation, aber, wenn ich an ‚Die Bauernoper‘ denke, welche sangbaren Verse!“, schwärmte Rhetorik-Professor Walter Jens. Yaak Karsunke, ein engagierter und geschickter Stratege im Literaturkampf, hat immer Literatur und politische Aufklärung verknüpft. Seine ersten Veröffentlichungen standen Ende der 1960er Jahre im Kontext der sich formierenden außerparlamentarischen Opposition. Er ist seiner Position treu geblieben: Ein unabhängiger Linker, der sich keinen Denkverboten unterwirft und auch die Verhältnisse in den sozialistischen Staaten einer scharfen Kritik unterzieht. (Anlass für sein Ausscheiden aus der Redaktion der von ihm mitbegründeten Zeitschrift „kürbiskern“ waren prinzipielle politische Meinungsverschiedenheiten: Er und Christian Geissler verurteilten den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten 1968 in die ČSSR, während die anderen Herausgeber die Okkupation rechtfertigten und in der Folgezeit die Zeitschrift auf DKP-Kurs brachten.) Auch in die ästhetischen Debatten jener Jahre mischte sich Karsunke ein (und beteiligte sich an den die Diskussion lange Zeit bestimmenden „Kursbuch“-Ausgaben 15 und 20). Schon damals war er ein Unruhestifter in den eigenen Reihen. Als in einer Mischung aus Aufbruchseuphorie, Revolutionsromantik und Proletkult-Ideologie ein modischer „Dokumentations-Naturalismus“ propagiert und die Literatur für tot erklärt wurde, wandte er ...