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Nation: | Deutschland |
von Harro Zimmermann
Stand: 01.08.2007
Als Wulf Kirsten in jungen Jahren die umstürzende Bodenreform in der DDR miterlebte, schwelgte er noch in den Erzählgefilden eines Ludwig Ganghofer, eines Hermann Löns und eines Manfred Hausmann. Doch solcherart sentimentale, naturmagische Heimatkunst konnte den poetisch Interessierten bald nicht mehr zufrieden stellen. Die Lektüre Ehm Welks, Oskar Maria Grafs, das allmähliche Erschließen der weiträumigen Genretradition des Naturgedichts von Brockes und Haller über Elisabeth Langgässer, Günter Eich und Peter Huchel bis hin zu Johannes R. Becher und Johannes Bobrowski eröffneten dem Deutschstudenten und Mitarbeiter am „Wörterbuch der obersächsischen Mundarten“ ein fruchtbares Erfahrungs- und Dichtungsfeld. Lyrik der Weltzugewandtheit wollte der junge Autor schaffen, der atmenden Wirklichkeitsfülle, der Bodenschwere seines sächsischen Sprach- und Lebensraumes den angemessenen ästhetischen Ausdruck verleihen. Dezidiert äußerte sich der Poetologe über den Dichter: „soziale Naturbetrachtung“ hieß das Ziel. Eine auf „sinnlich vollkommene Rede abzielende Gegenständlichkeit, eine Mehrschichtigkeit, mit der soziale und historische Bezüge ins Naturbild kommen“, sollte es sein. Johann Gottfried Herder, der große Sammler und Propagandist einer volkstümlichen Naturdichtung, stand von Anbeginn Pate.
Natürlich will der Lyriker Wulf Kirsten nicht ...