Hildesheimers Anfänge standen im Zeichen der Satire, des geistreich glossierenden Spottes. Das erste Buch, „Lieblose Legenden“ (1952), sammelte zuvor schon in Zeitungen und Zeitschriften publizierte witzig-ironische Kurzprosa, die Fragwürdiges aus der Sphäre von ‚Bildung‘ und ‚Kultur‘ belustigt aufs Korn nahm. Die „Lieblosigkeit“, die der bewußt negative Eigenkommentar des Titels meint, erweist sich im Verzicht auf alles neckisch Behagliche sogenannten ‚gemütvollen Humors‘ zugunsten eines intelligenten Amüsements, dem bei aller souveränen Kühle sarkastische Bosheit nicht fremd ist.
Das wohl bedeutendste Stück der Sammlung, „Das Ende einer Welt“ (Hans Werner Henze schrieb danach eine Funkoper), ‚berichtet‘ vom buchstäblichen Untergang der Kunst-Insel einer preziösen Marchesa just während der Zelebration eines Schloßkonzerts mit geladenen Gästen. Die hohnvoll karikierende Wunschphantasie läßt keinen Zweifel an des Autors Geringschätzung einer sich damals eben neu etablierenden musealen Scheinkultur, deren verlogener Anachronismus alle Ansätze wahrer kultureller Erneuerung zunichte gemacht hatte. Doch keineswegs nur zeitferne, noch dazu unkundige ‚Traditionspflege‘, auch läppische pseudoavantgardistische Scharlatanerie trifft beißender Spott. Die Kafka-Manie jener Jahre bleibt ebensowenig ausgespart wie der unselige „Jargon der Eigentlichkeit“ (Adorno), der damals für existentiell galt. Die übrigen „Legenden“ ironisieren ...