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Nation: | Österreich |
von Matthias Kußmann
Stand: 01.06.2000
Wolfgang Hermann gehört zu den wenigen deutschsprachigen Autoren, die am Ende des 20. Jahrhunderts Prosagedichte schreiben, wie sie vor allem von Baudelaire und Rimbaud für die Moderne fruchtbar gemacht wurden. Hermanns – von der Kritik zwiespältig aufgenommenes – Debüt „Das schöne Leben“ (1988) und der Band „Die Namen die Schatten die Tage“ (1991) enthalten ausschließlich kurze und kürzeste Texte, kaum je länger als eine halbe oder ganze Druckseite, die sich in ihrer Verbindung von poetischer Verdichtung, Musikalität, Reflexion und Beschreibung als Prosagedichte charakterisieren lassen. In einer Zeit totaler Beschleunigung, die zugleich „rasenden Stillstand“ (Paul Virilio) bedeutet, versucht Hermann – mit deutlich konservativem Gestus – in kurzen Notaten und Skizzen Stimmungen und Augenblicke einzufangen, sie dem Fluss der Zeit zu entreißen, in der Schrift zu bannen und aufzubewahren. „Zu den Dingen selbst“ könnte über einem großen Teil dieser lakonischen, in parataktischen Reihungen vorgetragenen Texte stehen. Ähnlich wie Francis Ponge rückt Hermann in seinen Prosagedichten den Menschen als souveränes, handelndes Subjekt an den Rand, um den Blick frei zu machen auf den Tag und die Nacht, auf Pflanzen, Tiere, Gebrauchsgegenstände, Gebäude und Landschaften. Gleich ...