Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Andreas Rumler
Stand: 01.10.2005
„In den letzten Jahren ist es immer schwerer geworden, als freier Schriftsteller oder Künstler in der Bundesrepublik Deutschland zu überleben“ – lautet die erste von „Zwanzig Thesen zum heutigen Kulturbetrieb – Betrachtungen eines politisch interessierten Schriftstellers“ (1994) von Wolfgang Bittner, die in provozierender Schärfe Arbeitsmöglichkeiten der schreibenden Zunft, konkret: Markt-Mechanismen und Chancen untersuchen und zu vernichtenden Befunden kommen: Kunst „hat seit jeher etwas mit Phantasie, mit Utopie, mit Idealen zu tun. Aber im heutigen Kulturbetrieb zählt fast nur noch das wirtschaftliche Ergebnis.“ Neu ist die Klage über die miserablen bis abenteuerlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen von Literaten und anderen schöpferisch Tätigen nicht – doch Wolfgang Bittner neigt offenbar zu Abenteuern, auch wirtschaftlichen, oder er ist besessen von der Aufgabe, Bücher zu verfassen; wahrscheinlich beides, denn er hat sich dem unsicheren Metier der Literatur verschrieben, statt als promovierter Jurist Karriere zu machen.
Verbinden ließ beides sich, indem Bittner „Rechts-Sprüche. Texte zum Thema Justiz“ (1975) veröffentlichte, nach bekanntem freien Muster: „reimlose Lyrik mit unregelmäßigen Rhythmen“ (wie Bert Brecht diese Form nannte) über Ungereimtheiten der bundesdeutschen Rechtspflege, etwa die pflegliche Behandlung bessergestellter Täter und brauner ...