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Nation: | Deutschland |
von Detlev Schöttker
Den Namen Wolf von Niebelschütz umgibt in der deutschen Literatur nach 1945 eine besondere, bisher ungeklärte Aura. Sie gründet auf dem bekanntesten Werk des Autors, dem knapp 1000 Seiten umfassenden Roman „Der Blaue Kammerherr“. Zwar wurde das Buch nach seinem Erscheinen im Jahr 1949 kaum wahrgenommen, wie die wenigen Besprechungen zeigen, doch erhielt es bald den Status eines Geheimtips, der bis heute fortbesteht. Erheblich beeinflußt wurde diese Einschätzung des Romans durch eine Äußerung Walter Boehlichs von 1955, die immer wieder zitiert und variiert wird, wenn Literaturhistoriker und Kritiker sich Niebelschütz zuwenden. „Der Blaue Kammerherr“, schrieb Boehlich im Hinblick auf die Literatur der Nachkriegszeit sechs Jahre nach Erscheinen des Romans, sei ein Werk, das „die gesamte Elendsliteratur durch seine Schönheit, Poesie und Kunstfertigkeit überragt.“ Nicht eine literarische Charakterisierung, sondern die ihm zugewiesene Außenseiterrolle hat seither die Rezeption des „Blauen Kammerherrn“ bestimmt.
Mehrfach belebt wurde die Legende vom Ausnahmestatus des Romans durch die (sich potenzierenden) Besprechungen, die zu den verschiedenen Neuausgaben des „Blauen Kammerherrn“ 1961, 1972 und 1980 veröffentlicht wurden. Inzwischen scheint die Aufwertung nichtmoderner Schreibweisen im Zeichen der ...