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Nation: | Österreich |
von Walter Grünzweig
Der Grazer Autor Wilhelm Muster läßt sich nur schwer Strömungen der österreichischen Gegenwartsliteratur zuordnen. Er stand weder der politisch engagierten österreichischen Literatur noch der sogenannten „Grazer Gruppe“ nahe; wenig läßt sich auch durch einen Vergleich mit der langen sprachkritischen Tradition gewinnen. Der sprachkritisch-reduktionistischen Wirklichkeitskritik vieler österreichischer Autoren der Gegenwart setzte Muster die hispanische Tradition des Fabulierens entgegen, die ihm als literarischem Übersetzer aus dem Spanischen wohlvertraut war. Statt sich, wie etwa Thomas Bernhard oder Elfriede Jelinek, auf das Sprachliche zurückzuziehen, thematisierte und problematisierte er den Prozeß des Erzählens, der Fiktionalisierung. Die Überfülle und Buntheit des Erzählens kennzeichnet eine in der deutschsprachigen Literatur kaum vertretene Variante des Postmodernismus in den spanischsprachigen und amerikanischen Literaturen.
Die Verwandtschaft mit dem Postmodernismus ist auch chronologisch überraschend, da Musters Romane zwar erst in den achtziger Jahren erschienen, jedoch bereits in den fünfziger und sechziger Jahren entstanden sind; in den theoretischen Aussagen zum Erzählprozeß wird diese Verwandtschaft jedoch sehr deutlich: „Mein Ideal wäre gewesen, einen Roman zu konstruieren, den man gleichzeitig zerstört, denn die sogenannte Handlung, die uns immer wieder in Romanen vorgelegt wird, ...