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Nation: | Deutschland |
von Volker Demuth
Stand: 01.10.2008
Neben der gesellschaftlichen Bedeutung einer poésie engagée hat Werner Dürrson 1982 in einer der bei ihm seltenen programmatischen Stellungnahmen zu „Kriterien heutiger Lyrik“ einen weiteren Grundzug seines Dichtungsbegriffs hervorgehoben: die keineswegs weniger zeitkritische Bedeutung von strenger sprachlicher Reduktion und formal-metrischer Konkretion. Ausdrücklich distanzierte er sich dabei von der Neuen Sensibilität, die in seinen Augen die Standards des Kommunikationszeitalters unreflektiert übernommen hatte. Der an dieser Stelle formulierte sprachkritische Impuls geht im gleichen Maß von der Erkenntnis einer „zernutzten Sprache“ aus wie von einer durch die Medien erzeugten „Scheinkommunikation“. Literaturästhetisch erforderte diese öffentliche Misere für Dürrson die „Aussparung“ und „Verfremdung“, „das kristalline Gedicht“, „die sparsame Metapher“ und eine neuerliche Aufwertung der rhythmischen Sprachqualität. Mit dieser knappen Poetologie, die eine dezidierte Gegenposition zum privatistisch getönten, ausschweifenden Parlando- und Prosagedicht nicht nur der 1970er Jahre akzentuiert, beharrte Dürrson nachdrücklich auf einer bei ihm schon früh anzutreffenden lyrischen Grundhaltung, in der sich Formverfahren und soziale Funktion verbinden: Literatur als „Verweigerung“ („‚Aber bitte nichts Metaphysisches …‘“, 1982). Das führte innerhalb der Werkgenese zur Entwicklung einer extrem ausdrucksintensivierenden Sprachökonomie, die das Schreiben sehr strikt ...