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Nation: | Deutschland |
von Hanjo Kesting und Axel Ruckaberle
Stand: 15.09.2019
Uwe Timm debütierte 1971 mit dem Gedichtband „Widersprüche“. Er enthält 23 Gedichte von erklärtermaßen politischem Charakter und ein Nachwort, in dem Timm die Möglichkeiten und Grenzen politischer Lyrik unter den bundesrepublikanischen Verhältnissen der frühen siebziger Jahre zu bestimmen versucht. Das Nachwort trägt die Überschrift: „Der vorherrschende Sprachgebrauch ist der Gebrauch der Sprache durch die Herrschenden“ – ein Satz, der auch den Gedichten als programmatisches Motto vorangestellt ist. Timms Argumentation verweist auf seine intellektuelle Prägung durch die Studentenbewegung. Das kann nicht verwundern bei einem Autor, der 1963 Abitur machte und in den späten sechziger Jahren in Paris und München studierte. Timm beschreibt das Dilemma des politischen Lyrikers, der Veränderung anstrebe, aber die Subjekte solcher Veränderung, die „westdeutschen Arbeiter“, gar nicht erreiche. Das führt ihn zu einer Kritik der Massenmedien. Denn: „Wer über die Sprache verfügt, kann tendenziell auch über die Realität verfügen; er kann sie in der Sprache verdrehen und verdecken.“ Der politische Lyriker müsse deswegen nicht nur eine „neue Sehweise“, sondern auch eine neue sprachliche „Sensibilität“ ausbilden, um die politische Auseinandersetzung zunächst auf seinem ureigenen Gebiet, in der Sprache, ...