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Nation: | Deutschland |
von Martin Luchsinger und Svenja Frank
Stand: 01.06.2007
Dank seiner Doppelbegabung als Naturwissenschaftler und Schriftsteller hat Thomas Lehr unbeirrt von den wechselnden Moden des Literaturbetriebs ein eigenständiges Werk schaffen können. Mit seinem Brotberuf als Informatiker konnte er sich über Wasser halten; gleichzeitig erhielt er ihm die künstlerische Unabhängigkeit, als sich schließlich erste Erfolge einstellten. Etikettiert als einer von Günter Grassʼ Enkeln, die sich mit neuer Unbefangenheit dem Erzählen zuwenden („Der Spiegel“, 11. 10. 1999), versteht sich Lehr selbst als postmoderner Künstler, für den die Verbindung von Tradition und Moderne zentral ist. Weder Grass noch andere deutsche Autoren der Gegenwart haben ihn geprägt. Eine wichtige, teilweise konträre Rolle spielten dagegen Gustave Flaubert, Thomas Mann, Robert Musil, Claude Simon, Vladimir Nabokov und John Updike. Das Desinteresse an der deutschsprachigen Literatur seit 1945, das sich auch in Lehrs publizistischen Arbeiten über Sartre, Don de Lillo oder Nabokov zeigt, hat nicht nur ästhetische Gründe: „Ich bin vielleicht zu wenig belesen. Aber es gibt natürlich historische Gründe. Wenn ein Volk seine besten Schriftsteller auszurotten versucht oder sie ins Exil treibt, dann entsteht ein Trauma, und es wird eine ...