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Nation: | Schweiz |
von Peter Kraft
Stand: 01.10.2005
Als 1969 Serge Ehrenspergers erster Roman „Prinzessin in Formalin“ erschien, interessierte die kritische Öffentlichkeit anderes als ein ästhetisch so komplizierter Roman: die Veränderung der gesellschaftlichen Ordnung, die Studentenbewegung, die APO. Thomas Manns Zauberbergwelt, deren Faszination in der engagierten Ästhetik vorschnell für obsolet erklärt wurde, feiert bei Ehrensperger immer wieder ihre Untergänge. Die schwierige Lesbarkeit seiner Texte entspricht dem als unentrinnbar dargestellten Dschungel unserer Wirklichkeit. Sie führt, aufgrund nicht zuletzt der im seriösen deutschsprachigen Roman bis dahin kaum bekannten vorbehaltlosen Darstellung von Sexualität, leicht zu Missverständnis, ja Unverständnis. Dabei ist das Werk Ehrenspergers eine ganz eindeutige Klage über die Zerstörung von Kommunikation über Liebeslosigkeit und Pervertierung von Humanität, bei der sich jedes Moralisieren erübrigt.
Der sensible und musikalische Abkömmling einer geistig unruhigen nordschweizerischen Kleinbürgerfamilie sprengte die früh empfundene schweizerische Enge durch Aufenthalte in Genf, Paris und Tübingen, wo er sich mit der Phänomenologie und der Existenzphilosophie beschäftigte, der Philologie Beißners widmete und im SDS verkehrte. In Zürich schloss er sein literaturwissenschaftliches Studium bei Emil Staiger mit der Dissertation über „Die epische Struktur in Novalisʼ ‚Heinrich von ...