Rolf Schneider

„Während eines Februars fünfzehn Monate nach den gründlichen Veränderungen der Grenze lebte ich in Schierke als Besucher für zwei Wochen. Viel Schnee war gefallen. Ski unter den Schuhen lief ich einen östlich vom Bodetal befindlichen Gestellweg entlang. Es fing wieder zu schneien an. Ich lief an einem Schatten vorbei. Ich wußte später, daß es ein Schlagbaum gewesen sein mußte…..Ich geriet an ein Hinweisschild, dem ich entnehmen konnte, daß ich versehentlich die Grenze überschritten hatte. Ich konnte mir vorstellen: weitergleiten, die Schräge des Hanges hinab, in zehn Minuten der Ortsrand von Braunlage. Ich bin in einer anderen Welt…Ich drehte um und lief und lief in meiner bloß noch undeutlich erkennbaren Spur.“ Impressionen von einer Harzreise im Winter, geschrieben von einem, der die Gegend um den Brocken wie kaum ein anderer deutscher Autor kennt, der hier aufgewachsen ist: Rolf Schneider („Manchmal tritt Wild auf eine Mine“, in: Der Spiegel. 1979. H.12). Die hier erinnerte Grenzüberschreitung, 16 Monate nach dem Bau der Berliner Mauer, ist für den Autor nicht einmalig gewesen; sie prägt seine Biographie, ist Thema seines literarischen Werkes. 1979, als Schneider diese ...