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Nation: | Deutschland |
von Rainer Kühn
Stand: 01.11.2004
Schon lange vor seiner provokativen „Subito“-Lesung beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 1983, gegen deren Ende sich Rainald Goetz mit einer Rasierklinge die Stirn verletzte und blutend, jede Hilfe ablehnend, den Text zu Ende las und die Jury-Kritik erwartete, konnte man seine um den Widerspruch von Wort und Wirklichkeit kreisenden Reflexionen in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften lesen. Fluchtpunkt der ersten Veröffentlichungen – im Rückblick wegen ihrer allzu glatten Einfügung in den später als „Peinsack-Parade“ „verantwortungsvoller Denker“ titulierten Kulturbetrieb gescholten – war aber doch der Horizont, den „Subito“, ein subpoetischer Text mit Manifestcharakter, und „Irre“, die Realisierung des ästhetischen Programms in Romanform, abstecken. So konnte Goetz schon während seiner Professionalisierung in zwei akademischen Disziplinen schreiben: „Das einzige, was ich mache und ernst meine, ist Schreiben. Alles andere nebenher.“ Am Anfang stehen regelmäßige Kinder- und Jugendbuchrezensionen, die auch nicht „billiger“ zu handhaben sind als die dann folgenden Besprechungen der sogenannten „Erwachsenenliteratur“ im etablierten Feuilleton und erste literarische, tagebuchartige Aufzeichnungen der Erfahrungen des Studentenlebens. Der Umschlag vom „Ich lese, wie um mein Leben“ (1978) zum „Ich muß um mein Leben schreiben“ (1983) kennzeichnet in apodiktischem Gestus den Beginn seiner schriftstellerischen ...