Die frühe Lyrik Härtlings erschien, wenig beachtet, in einem kleinen schwäbischen Verlag: „poeme und songs“, „Yamins Stationen“, „Unter den Brunnen“; noch Jahre später, im Gespräch und in der Sammlung der „Ausgewählten Gedichte“, bekannte sich der Verfasser zu diesen ersten Versuchen.
Ihr poetisches Prinzip ist die „Objektivierung“. Wer freilich zum Titel der ersten Gedichtsammlung einen Einfluss Brechts assoziiert, täuscht sich: „Ich habe zwar Trakl gekannt, George gekannt, Heym gekannt, aber Bertolt Brecht kannte ich nicht.“ (Gespräch mit Ekkehart Rudolph) Als „objektiv“ gilt das subjektiv Erfahrene, die Bilder des Traums und der Literatur, während die alltägliche Wirklichkeit gerade ausgespart wird, denn diese sei – so Härtling – unverständlich und daher auch nicht verbindlich: „Das ist der Yamin: eine Objektivierung, Widerstand gegen die Welt, die ich abscheulich fand (…). Eine Erklärung gegen die Welt mit Partikeln dieser Welt.“ (Ebd.) Die Gedichte wehren sich gegen eine unerträgliche Realität, indem sie den zwingenden „natürlichen“ Zusammenhang der Dinge auflösen und diese nach dem Willen des poetischen Ich neu ordnen. Die Phantasiewelt ist die „wahre“ Welt; Härtling spricht einmal vom „Wahrtraum“ („Palmström“). Das lyrische ...