Geburtstag: | |
Nation: | Schweiz |
von Wend Kässens
Stand: 01.06.2004
Anders als in Frankreich, wo Paul Nizon als einer der bedeutenden Schriftsteller der Gegenwart gelesen und gefeiert wird, ist man sich im deutschsprachigen Raum dessen nicht so sicher. Die Kritik ist polarisiert: Die einen werfen Nizon vor, ein unpolitischer Schriftsteller zu sein, beklagen seinen Stoffmangel, unterstellen Wortverliebtheit, verweisen auf Erotizismen und unverhüllte Ich-Bezogenheit; andere bewundern die große Eindringlichkeit seiner Wortschöpfungen und Bildfindungen, seine Neugier und poetische Kraft, nennen die Inhalte seiner Bücher, die sich oft in Träumen offenbaren, ein Fest der Sprache und des Lebens und heben Nizons Fähigkeit zur Darstellung des schöpferischen Prozesses bei sich und anderen heraus.
Einfühlsamer als Paul Nizon dürfte kaum jemand über den Schweizer Erzähler Robert Walser und den Maler Vincent van Gogh geschrieben haben: „Was Walser anging, so zielte die frühe Ahnung dahin, daß man auch ohne Anliegen, Inhalte, ohne Botschaft, ja überhaupt ohne nennenswerte Thematik dennoch ein Schreibgeschäft betreiben und am Leben erhalten kann – mit nichts als Sprache.(…) In Vincents Fall wird dem schöpferischen Akt nicht weniger als Selbsterlösung, ja Selbsterschaffung zugemutet. Der Weg stellt sich in der Form eines langen Marsches dar. Er ...