Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Eoin Bourke
Stand: 01.06.2011
Nevfel Cumart kann nur in einem sehr bedingten Sinne als türkisch bezeichnet werden, und überhaupt nicht als Immigrant, denn er ist in Deutschland geboren. Seine Eltern gehörten einer diskriminierten, arabisch sprechenden Minderheit in der südlichen Türkei an, erlebten also schon in ihrer Heimat die Beeinträchtigungen, die mit einem von der Mehrheit aufoktroyierten Alteritätszustand einhergeht, wie mit den Zeilen aus „über die sprache 1“ angedeutet wird: „die sprache meiner eltern / ist arabisch / heimlich nur gesprochen“. Cumart wuchs in Norddeutschland auf und beherrscht die türkische Sprache nicht so gut wie die deutsche. Eine prägende Zeit seiner Jugend verbrachte er bei deutschen Pflegeeltern. Obwohl er nach dem deutschen Abitur eine Zimmermannslehre machte, übte er nie einen Handwerksberuf aus, sondern ging einer akademischen Laufbahn nach. Er schloss sein Studium am Institut für Orientalistik an der Universität Bamberg mit dem Magistergrad ab. Trotzdem wurde er manchmal von deutschen Bürgern herablassend per Du angeredet oder mit restringiertem „Bahnhofsdeutsch“ angesprochen – oder „Tarzan-Deutsch“, wie Cumart es im Gedicht „fremd geblieben“ nennt: „seitdem ich denken kann / begegnet mir das tarzan-deutsch / was du wollen hier? / ...