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Wissen, das zählt.

KLG

Michael Roes

Geburtstag: 7. August 1960
Nation: Deutschland

von Christoph Schmitt-Maaß



Michael Roes - Essay

Stand: 15.02.2022

„Wir konstruieren das Fremde, wir konstruieren das, was wir als Geschlecht und Rasse bezeichnen.“ Mit diesen Worten umreißt der vielgereiste und -belesene „Monomane der deutschen Gegenwartsliteratur“ („Die Zeit“) die Kernpunkte seines literarischen Programms. Die Kritik reagierte verunsichert auf die Produktivität dieses Autors, der alle Genres abzudecken scheint und deshalb gelegentlich als „sportlich“ geschmäht wird. Aber: Michael Roes setzt sich mit Themen auseinander, die er in verschiedenen Formen erforscht, vertieft und weiterentwickelt. Neben Rasse und Geschlecht, Gender-Fragen und der Problematik des Sohnesopfers thematisiert er immer wieder den Geltungs- und Objektivitätsanspruch wissenschaftlicher Literatur. In einem postmodernen Duktus hebt er die Grenzen von Wissenschaft und Literatur auf und verweist auf die Fragwürdigkeit von Einheitsmodellen und auf die plurale Verfassung von Wirklichkeit.

Schon die frühen Theaterarbeiten spielen die Unmöglichkeit begrifflicher Begrenzungen durch. In dem nicht publizierten und aufgeführten Stück „Tischsitten“ (entstanden 1990) thematisiert Roes die – überlebenswichtige – Bedeutung von Sprache und Spiel:

Eine Schauspieltruppe wird unter dem Vorwurf, sie habe mit den spanischen Rotgardisten kollaboriert, von den faschistischen Falangisten gefangen genommen. Der Comandante räumt den Schauspielern eine Chance ein: Wenn sie spielen und er Gefallen ...


Der Artikel über Michael Roes ist nur einer von derzeit mehr als 700 Artikeln über Leben und Werk herausragender deutschsprachiger Autoren im „KLG – Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“. Das KLG bietet neben Biogrammen und ausführlichen Essays über Werk und Wirkung auch jeweils ein Werkverzeichnis und eine Bibliographie der Sekundärliteratur.
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