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Nation: | Deutschland |
von Beat Mazenauer
Stand: 15.05.2021
Der erste Auftritt von Matthias Politycki auf der literarischen Bühne 1987 war fulminant. Mit der großen Geste des an Nietzsche geschulten Zertrümmerers legte er einen gut 1000 Seiten oder 3 kg schweren Roman vor, mit dem er anknüpfend an die Avantgarde der Moderne gegen die „elfenbeintürmchenhafte Selbsterkundung“ in der zeitgenössischen deutschen Literatur antrat. Dem Hang zur „Neuen Innerlichkeit“ erteilte er resolut eine Absage, indem er sein gesamtes literaturwissenschaftliches Instrumentarium ins Feld führte, um erzählend das Erzählen selbst zu dekonstruieren. In seiner Rede zur Verleihung des Civitas-Literaturpreises, der ihm für „Aus Fälle“ verliehen wurde, begründete Politycki: „Literatur, meines Erachtens, ist immer beides: Kraftmangel und Kraftüberschuss, sie sagt im selben Atemzug Nein und Ja zur Welt.“ Sich selbst gestand er dabei gerne zu, eher zum Überschuss zu neigen, weshalb er sich „in unsrer sogenannten schnellebigen Zeit“ das Recht herausgenommen habe, „ein langsames Buch zu schreiben“, das sich bei langsamer Lektüre überhaupt erst erschließe. Dabei spielt er auf ein Argument aus dem Nachlass Nietzsches an, das er in der gleichzeitig abgeschlossenen Dissertation zitiert: „Man ist um den Preis Künstler, dass man das, was alle Nichtkünstler ...