Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Enno Stahl
Stand: 01.10.2005
Matthias Altenburg begann seine literarische Karriere auf außerordentlich öffentlichkeitswirksame Weise: Parallel zur Veröffentlichung seines Debütromans „Die Liebe der Menschenfresser“ (1992) lancierte er im „Spiegel“ eine essayistische Polemik, die bundesweites Aufsehen erregte. Unter dem Titel „Kampf den Flaneuren“ (1992, auch in „Irgendwie alles Sex“, 2002) wandte er sich vehement gegen Autorenkollegen seiner Generation, denen er vorwarf, eine belanglose, egozentrische Literatur zu produzieren, die in intellektueller Überheblichkeit an der Leserschaft vorbei geschrieben sei. Gegen die Langeweile-Prosa dieser „leise singenden Frauen“, „luxurierenden Trödler“ und „anämischen Tränensäcke“ plädierte Altenburg für ein handwerklich gekonntes Erzählen nach amerikanischem Vorbild. Hier könne man das geeignete Rüstzeug erwerben, einen sicheren Umgang mit Dramaturgie, Erzählperspektive und Figurensteuerung. Vor allen Dingen aber forderte Altenburg die Rückkehr der Realität in die Literatur ein, also unmittelbare Welterfahrung.
Altenburgs harsche Beschimpfungen lenkten die Aufmerksamkeit zwangsläufig auf sein eigenes, eben erschienenes Buch. „Die Liebe der Menschenfresser“ wurde so stets vor dem Hintergrund seines „Spiegel“-Artikels gelesen, man versuchte die Wahrheit und Angemessenheit von Roman und Essay wechselseitig zu ergründen. Während manche Kritiker seine Einwürfe begrüßten, die literarische Antwort darauf in seinem Roman zu finden oder auch nicht zu finden ...