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Nation: | Deutschland |
von Manfred Behn
„Ein bißchen verlogen“ hat Martin Stade 1974 seinen ersten Erzählungsband „Der himmelblaue Zeppelin“ genannt. Der Band vereinte Erzählungen vom neuen Landleben unter sozialistischen Bedingungen und Vermischtes aus verschiedenen Bereichen der DDR-Gegenwart bis hin zu biografischen Skizzen und zur Schilderung illegaler KPD-Arbeit in der BRD. Verlogenheit, vorsichtiger vielleicht: der unbedingte Vorsatz, für unangenehme Zeiterscheinungen immer noch ein gutes Ende vorzuschlagen, bestimmten in der Tat auch den bedeutsameren Teil des Erzählungsbandes; der Zugang immerhin war neu.
Aus der Perspektive der älteren Generation, die sich als Opfer der Kollektivierung begreift, stellte Stade die Frage, ob mit dem notwendigen Industrialisierungsprozess in der Landwirtschaft zugleich die menschliche Substanz der ursprünglichen Dorfgemeinschaft in das neuartige Leben hinübergerettet werden konnte. Die ältere Generation nämlich fühlt sich übergangen, an die Wand gedrängt, abgestellt. Ein endgültiges Herausfallen aber, so will es der Autor, gibt es nicht; immer noch finden verbittertes Individuum und neue Lebenssituation zueinander; Hoffnung materialisiert sich spätestens auf der letzten Seite der Erzählungen. In meist summierenden Erzählerkommentaren heißt es dann beispielsweise: „Vetter wird (…) etwas suchen in dieser seltsamen Zeit, von der er schon dachte, sie fessele ...