Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Susanne Kaul, Friedmar Apel und Oliver Ruf
Stand: 01.06.2008
Mosebachs am Gegenständlichen orientierte Schreibweise übergeht in bewusst und heiter ausgespielter Unzeitgemäßheit alle modernen Klagen über den Verlust der Präsenz und der Kontinuität und verpflichtet sich einem Ethos und einer Tradition der Handwerklichkeit, der Sachkenntnis und der Sinnlichkeit. Seine Rede anlässlich der Verleihung des Kleist-Preises 2002 lautet daher: „Ich wollte das Erzählen lernen, wie man das Schuhmachen lernt.“ („Frankfurter Allgemeine Zeitung“, 15. 2. 2003) In einem wie selbstverständlich restituierten Zusammenhang der Stilkonzeption von Goethe bis zu Oscar Wilde ist der Dichter für Mosebach jemand, für den das Sichtbare existiert: „Künstler sein heißt, bewußt oder unbewußt dem Glauben anzuhängen, daß die sinnlich erfaßbare Welt von Gesetzen beherrscht wird, daß diese Gesetze in ihr sichtbar werden und daß ein Werk, das ebendiese sinnlich erfaßbare Welt zum Gegenstand hat, diesen Gesetzen nachspüren muß, um deren gestaltgebende Kraft widerzuspiegeln.“ (Ebd.) Diesen nicht ohne Augenzwinkern reflektierten Glauben an die eine unveränderte Vitalkraft der Poesie der schönen Oberfläche inszeniert Mosebach auch in seinem öffentlichen Auftreten. Von der wohl gesetzten Rede nach allen Regeln dandyistischer Konversation bis hin zum raffiniert gefalteten und in der Farbgebung bedachten ...