Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Kevin Schumacher
Stand: 15.09.2023
Bereits mit seinem ersten Roman „Park“ erregte Marius Goldhorn die Aufmerksamkeit des Feuilletons und im Anschluss auch der germanistischen Forschung (so in Baßler / Drügh „Gegenwartsästhetik“ 2021). Diese rasche Resonanz ist auf den spezifischen ‚Sound‘ der Texte von Goldhorn zurückzuführen: In einer schlichten und beobachtenden, dabei jedoch stets subjektiv gefärbten Sprache wird Alltagsrealität bis ins kleinste Detail registriert und gleichzeitig ihr Realitätsstatus hinterfragt. Dieses Verfahren erinnert an die Kölner Schule des Realismus, wobei für Goldhorn die Realität durch die Allgegenwart des Digitalen im Vergleich mit deren Autoren noch fragwürdiger geworden ist.
Die Texte Goldhorns tragen Paradoxien und „Kontradiktionen“ („YIN“ 2020) einer gegenwärtigen Lebenswirklichkeit aus, die für die Millennial-Generation bestimmend ist: das Bewusstsein von der eigenen Handlungsunfähigkeit bei gleichzeitigem Wunsch nach radikaler Selbstverwirklichung. Dem affirmativen Umgang mit Technik, insbesondere mit digitalen Medien als Teil der Wirklichkeit, steht ein kritisches Hinterfragen der Mediennutzung gegenüber. Gesellschaftliche Ungerechtigkeiten, Klimakatastrophen und Krisen werden wahrgenommen, trotzdem wird der optimistische Glaube an eine positive Zukunft gewahrt. Gefühle der Entfremdung und Diskontinuitäten im persönlichen Leben werden permanent präsent gehalten. Dominant ist eine Haltung des Ertragens und Aushaltens in den meist autofiktionalen ...