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Nation: | Deutschland |
von Elsbeth Pulver
Stand: 01.08.2007
1955 erhielt Marie Luise Kaschnitz den Büchner-Preis, vier Jahre nach Gottfried Benn, ein Jahr vor Günter Eich; als Vierundfünfzigjährige war sie dafür gewiß nicht zu jung; und doch erreichte sie diese in ihrem Leben wohl höchste Ehrung, bevor sie die auch nach eigenem Dafürhalten wichtigsten Werke geschrieben hatte. Dieser Sachverhalt ist gleichermaßen bezeichnend für die geistige Situation der Bundesrepublik wie für das Schaffen von Marie Luise Kaschnitz. Ihr Werk war in jenen Jahren geradezu prädestiniert durch das, was man bis in die letzten Jahre zu rühmen nicht müde wurde: die Verbindung von Klassizität und Modernität, von Noblesse und Aufgeschlossenheit – eine Ausstrahlung, die der Autorin nicht nur Lob einbrachte, sondern auch das Mißtrauen jener, die dann das Spätwerk zu würdigen wußten, als „ein Werk gleichsam auf seiner Hochebene“ (Heinrich Vormweg).
In den tagebuchartigen Aufzeichnungen „Engelsbrücke“ zitiert Marie Luise Kaschnitz einmal die Bemerkung Thomas Manns, der Künstler müsse an jeder Stelle „bis ans Äußerste gehen“, und fügt sogleich bei, sie selber empfinde vor diesem Äußersten Angst als vor einer Grenze, hinter ...