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Nation: | Schweiz |
von Anna Stüssi
Stand: 01.03.2011
Maja Beutlers Erstling „Flissingen fehlt auf der Karte“ (1976) ist kein tastender Anfang, sondern eine Sammlung scharfsinnig gestalteter Sprachkunststücke. Thematisch schöpfen sie aus einfühlender Lebenserfahrung – Liebe, Mann und Frau, Kinder und Eltern, Altwerden, Sterben –, das Brennglas der Darstellung treibt aus dem Alltag aber das Ungeheuerliche, bisweilen Groteske hervor. Meist manifestiert es sich in der Macht oder Ohnmacht der Sprache, im Misslingen der Verständigung, im bald hilflosen, bald verblendeten oder gar böswilligen Einsatz der Sprachmittel. Inneres und äußeres Gespräch klaffen auseinander, hingesprochene Bemerkungen der Nächsten oder der Zugriff der Amtssprache treiben das Individuum ins Verstummen. „Wortmuseum“, ein surrealer Text, schärft das Ohr für die Tonlage von Redeweisen, die auch in den übrigen Geschichten gleichsam ausgestellt werden. Manches beginnt zweideutig zu klingen. Wo endet der echte Herzenston, und wo beginnt die Lüge? Wo wird Selbstausdruck zum Selbstbetrug? Die Floskel „much love“ oder der Künstlername „Anna Vannès“ geraten so ins Zwielicht. Maja Beutler führt schon in ihrem ersten Buch auf unsicheres Gelände, wo schwer Fuß zu fassen ist, nach „Flissingen“ eben, dem Allerwelts-Ort, wo man sich mit Gerede ...