Geburtstag: | |
Nation: | Österreich |
von Carola Jeschke
Stand: 01.03.2023
Im Interview mit Helmut Gollner 2005 stellt Lydia Mischkulnig den Einfluss von Ingeborg Bachmanns Schreiben auf ihr eigenes Schreiben heraus: Bachmann habe „in zwei verschiedenen Formen das Thema Sprache behandelt. Einmal in der Erzählung ‚Alles‘ (…). Der Illusionsentzug, den die Geschichte bei mir bewirkte, war für mich wie eine Befreiung“. Dabei stellt Mischkulnig die Tatsache heraus, „dass sich jemand traut, in eine Situation hineinzuschreiben, die sprachlos macht, dass jemand eine Grenze überschreitet“ und dabei die Möglichkeiten der Sprache nutzt, „in ihr alles zu sein, was man will“. Als sie dagegen das Gedicht „Ihr Worte“ las, fühlte sie sich vom „pathetische(n) Ton“ abgestoßen, denn „er erlaubt es, ungenau zu sein“.
Illusionsentzug, Hineinschreiben in schwierige Situationen, Grenzüberschreitung, Nutzen der Möglichkeiten der Sprache, kein Pathos, größtmögliche Genauigkeit – das sind Elemente, die Mischkulnigs Werk bestimmen. In ihrem Erstling „Halbes Leben“ (1994) wird nichts geschönt, niemand wird geschont. Das zentrale Thema ist der Tod, beginnend mit dem ersten Satz: „Nirgends ist der Tod als im Kopf.“