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Nation: | Deutschland |
von Heike Schupetta (B) Jürgen Koepp (B) Sigrid Weigel (E)
Stand: 15.06.2002
Die Literaturkritik hat über Luise Rinser fast nur Missverständnisse produziert. Entweder wurde sie als „Erbauungsschriftstellerin“ und als „Frauenschriftstellerin“ bzw. ihre Literatur als „Kitsch“ (Marcel Reich-Ranicki) abgetan, oder aber sie stieß – im glimpflicheren Falle – bei den professionellen Trendmachern und -beobachtern der Gegenwartsliteratur auf völliges Unverständnis. Wohlmeinende Rettungsversuche, wie der von Gustav René Hocke, der sie vor der Abwertung bewahren wollte, indem er umgekehrt behauptete, dass sie „gewiß nicht für Frauen schreibt“, können an der Klassifizierung nichts ändern, drehte er doch das Urteil nur um, statt die Bewertungskriterien zu befragen. In Luise Rinsers Prosa treten tatsächlich vorwiegend Frauengestalten auf, ihre Texte werden viel von Frauen gelesen, und die Konventionalität ihrer Erzählweise sowie die moralisch-humanistische Grundhaltung ihres Schreibens stellen sie in eine weibliche Erzähltradition, die über Ricarda Huch bis Fanny Lewald zurückreicht. Mit diesen beiden Schriftstellerinnen verbinden sie auch die Merkmale einer äußerst umfangreichen Produktion und eines Desinteresses an epochalen ästhetischen Neuerungen und kulturtheoretischen Debatten. Inhalt stand für sie im Vordergrund – und die Entwicklung eines eigenen literarischen Ausdrucks. So suchte sie ...