Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Pia-Elisabeth Leuschner
Stand: 15.05.2017
„Sehr einfach“ sei er, so Ludwig Steinherr in einem ungedruckten Interview, als er gebeten wurde, sich selbst in einem einzigen Adjektiv zu charakterisieren. Ebenso herausforderungsvergnügt sattelt der promovierte Philosoph, dessen Dissertation über Hegel und Quine mit einem Wissenschaftspreis bedacht wurde und der bestens weiß, dass in der Gegenwartsästhetik Komplexität als zentrales Wertkriterium gilt, andernorts eine Provokation drauf: „ich traue keiner Poetik / ich glaube nicht an Verlautbarungen ex cathedra / die Genitiv-Metaphern / ins Höllenfeuer schleudern –“ („Elefant mit Obelisk“, E 84). In solchen Wendungen chiffriert Steinherr den unbeirrbaren Eigen-Sinn, mit dem seine Lyrik allen sprachexperimentellen, post-thomas-klingschen Strömungen der letzten Jahrzehnte fernblieb und zudem den seit Gottfried Benn virulenten Verdammungen von Genitivmetaphern und Wie-Vergleichen gleichmütig trotzt. Unter anderem deshalb blieb wohl das Plädoyer von Wulf Segebrecht (2008), Steinherr ‚als einen der eindringlichsten Gegenwartslyriker‘ öffentlich wahrzunehmen, trotz der zahlreichen Bände dieses Dichters und seiner breiten deutschen wie internationalen Leserschaft im Literaturbetrieb bislang unerhört.
In seinen Anfängen steht Steinherr am ehesten der Neuen Subjektivität eines Rainer Malkowski, Reiner Kunze oder Walter Helmut Fritz nahe, deren Lakonik er aber ab einem tiefreichenden Wandel ...