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Nation: | Deutschland |
von Axel Schalk
Stand: 15.05.2014
Lothar Trolles sprachlich wie inhaltlich komplizierte Stücke waren in der DDR und in der BRD gleichermaßen chancenlos. Sein unpubliziertes Schlüsselstück zum 17. Juni 1953, das zwischen 1972 und 1974 geschriebene Auftragswerk „Geschichte vom Leben Tod und der Auferstehung des Genossenschaftsbauern H. Greikemeier“ konnte am Berliner Ensemble als ‚unspielbar‘ szenisch nicht realisiert werden. Das als dreiteiliges, ‚faustisches‘ Großwerk geplante, unvollendete Stück lässt die sieben Todsünden des Sozialismus auftreten, die den Bauern in den faulsten Menschen der DDR verwandeln. Hier wird das Modell des sozialistischen Realismus, das in Knittelversen auch Stalins Geist bemüht, mit Wucht satirisch gesprengt.
Lothar Trolle ist ein noch zu entdeckender Dramatiker; auch nach der Wiedervereinigung ist der nicht zu kategorisierende, schwer auf eine Tradition festlegbare Autor auf den risikoscheuen, einer traditionellen Ästhetik verpflichteten Bühnen so gut wie nicht präsent. Und auch Frank Castorfs Uraufführung von „Hermes in der Stadt“ (geschrieben im Herbst 1989), die den dissoziativen Charakter der trolleschen Poetik entdeckte, konnte seinem dramatischen Werk, das der Autor seit über zwanzig Jahren kontinuierlich entwickelt hatte, keine breitere Geltung verschaffen.
Formauflösung, Beseitigung gängiger Dramenmuster wie Dialog oder Finalspannung, Spiel und Gegenspiel ...