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Nation: | Schweiz |
von Simon Aeberhard
Stand: 15.02.2017
Obwohl Li Mollet spätestens ab 1971 regelmäßig schrieb, wagte sie vergleichsweise spät und zögerlich den Weg an die literarische Öffentlichkeit. Erst 1999 erschien mit „Nicht zu reden vom Begehren“ – als das Resultat eines experimentellen und innovativen Schreibprozesses, aber auch als das Ergebnis einer persönlichen literarischen Emanzipation gegenüber ihrer kulturfernen Herkunft (vgl. Dellberg 2013) – ein ästhetisch aufgemachter Band, der von einem Autorenkollektiv (neben Mollet: Frank Seethaler, Priska Furrer und Ueli Zingg) herausgegeben wurde. Um das Zentralthema zwischengeschlechtlicher Anziehung herum sind lyrische und erzählerische Miniaturen, angedeutete Szenen und formal uneinheitliche Textfragmente aus unterschiedlichsten Perspektiven gruppiert, die ein vielfach prismiertes, literarisches Kaleidoskop ergeben. Das titelgebende Begehren, ebenso wie die zurückgenommene Herangehensweise, die der Titel (nicht) verspricht, umschreiben schon in dieser Erstpublikation das Hauptthema von Mollets Literatur mustergültig: In Fugen und Variationen erkunden ihre Texte, gewissermaßen ethnografisch die Dynamik von Paarbeziehungsgeflechten – vor allem aber umkreisen sie feingeistig die (Un-)Möglichkeiten der Rede darüber.
Neben dieser thematischen Klammer bleiben für Mollets Schreiben von Anfang an drei markante Eigenschaften von hohem Wiedererkennungswert charakteristisch: Auf der sprachlichen Ebene, erstens, ist ihre lyrique en prose merklich von ...