Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Hermann Korte
Stand: 01.06.2012
Kerstin Hensel gehört zur jüngsten in der DDR aufgewachsenen Schriftstellergeneration. Sie lernte zwar mit dem Studium am Leipziger Literaturinstitut und der obligatorischen Lyrikpublikation im „Poesiealbum“ noch die allerersten Stationen literarischer Karrieren in der DDR kennen, ihre ersten Erfolge jedoch fielen bereits in die Zeit der Wende und der deutschen Vereinigung, die Erzählsammlung „Hallimasch“ erschien 1989 gleichzeitig in Ost und West. Hensel hat die DDR, ihre Menschen und ihre Gesellschaft, immer wieder zu ihrem literarischen Thema gemacht, allerdings nicht, weil sie der Vergangenheit nachtrauert und an zerbrochenen Utopien leidet, sondern weil die DDR Alltags- und Lebenserfahrungen, Kindheit und Jugend und vor allem den Realitätssinn der Schriftstellerin geprägt hat: das werkkonstituierende Bewusstsein von der Welt als einer paradoxen, skurrilen, grotesken Wirklichkeit.
Als im November 1988 der Aufbau-Verlag junge Schriftsteller aus der DDR zu einer Konferenz eingeladen hatte, erwies sich Hensel als eine der illusionslosesten Stimmen. Sie machte, erst 1990 in den „Weimarer Beiträgen“ dokumentiert, auf die große Distanz zwischen Autor und Publikum aufmerksam, sprach von der „Behäbigkeit der Leser“, reagierte skeptisch auf die Annahme, die jungen Schriftsteller repräsentierten ihre Generation, und warnte vor einer Überschätzung ...