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Nation: | Deutschland |
von Doris Christiansen-Reinhold
Von den ersten Veröffentlichungen unmittelbar nach dem Krieg bis etwa 1970 ist das lyrische Werk Poethens thematisch relativ einheitlich: So stellt er immer wieder der nördlichen, hochtechnisierten Großstadt beziehungsweise der modernen zerstörten Landschaft eine von Griechenland inspirierte, Elemente der Antike aufgreifende südliche Landschaft entgegen. Die Texte dieser Zeit zeugen von der großen Faszination, die Griechenland auf Poethen ausübt – ein Land, das er, nach eigenem Bekenntnis und darin Hölderlin geistesverwandt, liebt wie kein anderes.
Poethens Griechenland-Essays geben einen Eindruck von dem geistigen Hintergrund dieser ersten fünfundzwanzig Jahre seiner literarischen Arbeit. Demnach verbindet sich für Poethen mit der Klarheit und Überschaubarkeit der griechischen Landschaft das Erlebnis des ,All-Eins-Seins‘, des völligen Aufgehens im ,Hier und Jetzt‘, in dem die Pole menschlichen Lebens sich aufheben und Bedeutung und Sinn der Welt erschlossen werden. Mit dieser Erfahrung sieht sich Poethen in der Nachfolge von Robert Musils „tagheller Mystik“ („Der Atem Griechenlands“), in der Skepsis beziehungsweise kühle Beobachtung und Versenken ins Erlebte einander nicht ausschließen, sondern sich gegenseitig bedingen.
Den griechischen Mythen, in deren Verständnis er entscheidend von Walter F. Otto geprägt wurde, misst ...