Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Matias Martínez
Stand: 01.06.2006
„Falls es nützlich ist, sich einzuordnen, würde ich mich als Schriftsteller bezeichnen. Erst lineare Texte, dann begann ich, die Buchstaben und die Wörter zu stören, von ihrem angestammten Platz zu drängen, eben weil sie mich störten. Ich machte das, was man visuelle Poesie nennt. Später merkte ich, daß nicht allein die Buchstaben mich störten, beengten, sondern das Papier, auf dem die Buchstaben standen; das Papier und das Buch als Medium, dessen tautologische Struktur immer wieder dazu einlud, das gleiche zu tun.“ Diese Bemerkung von Jochen Gerz stammt aus dem Jahr 1972. Seitdem hat er seine künstlerische Arbeit auf andere Medien, auf Fotografie, Video, Installationen und Performances ausgedehnt, ohne das Grundthema, „die Herrschaft der Repräsentation über das gelebte Leben“ (in: „Texte“, S.14), zu verlassen. Ausgangspunkt seiner Ästhetik ist eine radikale Entfremdungserfahrung: „Die gesamte erfahrbare Wirklichkeit des Einzelnen in seiner Gesellschaft ist einer Zweiteilung anheimgefallen. Auf der einen Seite überlebt der fast verschwindende Punkt Individualität, auf der anderen Seite perfektioniert sich eine fehlerlose Umweltmechanik, die sich unaufhörlich auf diesen Punkt bezieht, das heißt seine Verarmung betreibt.“ (In: „Texte“, S.18) Entsprechend steht im Mittelpunkt ...