Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Martin Kölbel
Stand: 01.03.2008
Literarische Werke, die nicht ins etablierte Verständnis von Literatur passen, haben meist einen schweren Stand. Der Literaturbetrieb bevorzugt Erzählmuster, die eingespielt, Formen, die leicht konsumierbar sind. Wird mit ihnen offen oder subversiv gebrochen, bleibt eine Würdigung meist aus, selbst wenn das Werk ästhetisch gelungen oder wegweisend sein sollte. Oft wird es dann als bloß ‚experimentell‘, der Autor als ‚Geheimtipp‘ oder ‚talentierte Hoffnung‘ eingestuft. Zudem wird sogar der Erwartung auf ein kommendes Werk Ausdruck gegeben, welches das etablierte Verständnis bestätigen soll, auf einen mustergültigen Roman etwa.
Vielleicht lässt sich so die verhalten bis kontroverse Rezeption der Werke Jan Christs erklären. Die Literaturkritik zeigte sich unentschlossen, wie sie sich auf das literarische Wagnis seiner Texte einlassen sollte. Mal hielt sie diese für unschätzbar kunstfertig, mal für handwerklich fehlerhaft, mal erklärte sie sein Werk zu einem Fall für Spezialisten, mal würdigte sie es als zeithistorisch präzise Diagnose. Die Wertmaßstäbe, die sie dabei anlegte, ließ sie jedoch meist unerwähnt. Eine Ausnahme bildeten einige Rundfunk-Rezensenten, die, wohl infolge einer berufsbedingten Empfindlichkeit für das gesprochene Wort, sogleich bemerkten, welche Begriffe Jan Christs Prosa nur verfehlen können. Christ erzählt ...