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Nation: | Deutschland |
von Birgit R. Erdle
Stand: 01.10.2011
„Ich habe unzählige Rapporte geschrieben über Kinder und Erwachsene, die ich untersucht oder behandelt habe, um Gerichte und andere Instanzen im Idiom meines Faches von dem Leid zu überzeugen, das sie in schweren Jahren überkommen hatte. Diese Arbeit bestimmt im Grunde mein persönliches Verhältnis zur Literatur.“ Hans Keilson notierte diese Sätze 1984 in seinem Nachwort zur Neuauflage des ein halbes Jahrhundert zuvor erstmals veröffentlichten Romans „Das Leben geht weiter“. Sie deuten die innere Verwobenheit seines wissenschaftlichen, psychoanalytischen und literarischen Umgangs mit Sprache an. Schreiben nach Auschwitz – dazu bemerkte Keilson zurückschauend, er habe „am eigenen Leib erfahren, daß der einzelne den mächtigen Kräften der Destruktion, der Shoa, oft nur den humanen Versuch einer literarischen, wissenschaftlichen Arbeit entgegenstellen kann, die zu neuen Erkenntnissen, zu vertiefter Einsicht in Wesen und Folgen dieser Destruktion führen“.
In Keilsons wissenschaftlichem Hauptwerk „Sequentielle Traumatisierung bei Kindern. Deskriptiv-klinische und quantifizierend-statistische follow-up Untersuchung zum Schicksal der jüdischen Kriegswaisen in den Niederlanden“ (1979) finden sich Auszüge aus den vielen Rapporten über jene Kinder und Jugendlichen, die, oft unter Verlust ihrer gesamten Familie, Verfolgung und Vernichtung ...