Hans Joachim Sells literarisches Werk lässt sich in drei große Bereiche gliedern: Romane und Erzählungen, Texte zu Auslandsaufenthalten sowie reflektierend-aphoristische Äußerungen.
1953 erschien sein erster Roman „Chantal“, der eine denkbar schlichte Fabel hat:
Die Protagonistin wächst in einfachen Verhältnissen auf, die vom Beziehungsfeld von Besitz, Zerstörung und Eifersucht zwischen Vater Jacob, Mutter Anna und Freund Gregor bestimmt sind. Nach dem Selbstmord des Vaters zieht Chantal in die Stadt, die ihr Freiheit und Enge gleichzeitig verleiht: Liebe, Unabhängigkeit von Gregor, aber auch Überdruss an Lucien, dem einstigen Jugendgespielen, dessen Geliebte sie wurde und bei dessen Vater Emile sie in der Seilerei arbeitet. Schließlich heiratet sie Pedro M., einen geachteten Kaufmann um die Fünfzig, dessen Chauffeur Lucien war. Bald jedoch kommt sie auch zu Robert und seinem Freund, dem jungen, schwärmerisch-dichtenden Offizier Gaspard. Durch sie ,unfrei gemacht‘, von ihr gequält und belogen, lässt Gaspard durch einen wohlinformierten Kameraden ihr Doppelspiel aufdecken. Als ihr kleiner Sohn stirbt, bleibt Chantal nur noch Pedro: „Du wirst mich nicht daran hindern können, Chantal, daß ich Dich ertrage. (…) Du brauchst jemanden, den ...