Hans Joachim Schädlich

Die an Ereignissen nicht gerade reiche Frankfurter Buchmesse des Jahrs 1977 konnte die literarisch Interessierten immerhin mit den Texten eines zuvor kaum bekannten Schriftstellers aus der DDR überraschen, mit Hans Joachim Schädlichs Erzählungen unter dem Titel „Versuchte Nähe“. Der 25 ‚kurze Berichte‘ vom Alltag „in mittlerem Land“ versammelnde Band machte schneller und nachhaltiger von sich reden als das sonst im bundesdeutschen Literaturbetrieb bei Erstlingswerken der Fall zu sein pflegt. Von Günter Grass als ‚Geheimtip‘ eingeführt („Ich bin von der hohen Qualität der vorliegenden Texte überzeugt. Seit Uwe Johnsons erstem Buch sind nicht mehr so eindringlich, aus der Sache heraus, die Wirklichkeiten der DDR angenommen und auf literarisches Niveau umgesetzt worden“), von der etablierten Literaturkritik mit seltener Einmütigkeit gelobt, kam das Buch gleich im September an die Spitze der sogenannten Bücher-Bestenliste des Südwestfunks. Dort hatte es fünf Monate lang den ersten Platz inne. Zwar geriet der literarische ‚Senkrechtstarter‘ jenseits der Mauer infolge solch beträchtlicher Resonanz im anderen Deutschland in eine noch größere Isolation; jedoch wurde der ungebetene kritische Beobachter dadurch auch zur international beachteten Größe. Rasch zog man in Ost-Berlin ...