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Nation: | Deutschland |
von Thomas Reschke und Michael Töteberg
Stand: 15.09.2021
„Schreiben wir über unsere eigenen Erfahrungen! Und werfen wir endlich den theoretischen Ballast über Bord, den wir in unseren Köpfen aufgehäuft haben und der uns daran hindert zu denken und zu fühlen, so daß wir anstatt Literatur nur noch Literaturtheorie produzieren!“ So ließ sich Hans Christoph Buch 1974 beim Grazer Literatursymposion vernehmen. Der beschwörende Ton dieses Aufrufs erhält einen besonderen Akzent, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Buch seine Reputation als Schriftsteller eher seinen Äußerungen über Literatur, seiner Regsamkeit als Herausgeber von Theorie, Dokumenten und Anthologien sowie seiner behenden Rolle im Literaturbetrieb verdankt und kaum literarischen Werken. Die Frustration über dieses Missverhältnis teilt Buch mit einer ganzen Reihe von Kollegen, die ihre entscheidenden Erfahrungen der Studentenrevolte Ende der 1960er Jahre verdanken. Der „theoretische Wasserkopf“ (Buch) reflektierte die notorische Kunstfeindlichkeit der Neuen Linken, die sich in einer Schreibhemmung jener Autoren manifestierte, deren soziales Gewissen mit dem Engagement gegen den Vietnamkrieg und die Notstandsgesetze geweckt war. Auf die künstlerische Bewältigung der Ereignisse war niemand vorbereitet; vordringlich erschien die Veröffentlichung unterdrückter Informationen. Der Überdruss an den ‚bürgerlichen‘ Fiktionen gipfelte in der bekannten Metapher ...