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Nation: | Deutschland |
von Beate Laudenberg
Stand: 15.10.2024
„Mit dem Fremden leben?“ lautet der Titel eines von Lew Kopelew 1994 herausgegebenen Bandes, der „Erkenntnisse, Träume und Hoffnungen zum 21. Jahrhundert“ von zeitgenössischen Autoren versammelt. Der Beitrag Giwi Margwelaschwilis, der sich 1947 als Zwanzigjähriger mit dem fremden Leben in Georgien zurechtfinden musste, löst bei vielen Lesern Befremden aus: Die Rezipienten haben sich darauf einzulassen, dass sie als Zeugen einer Unterredung zwischen Bildwelt- (oder Buchwelt-) und Realweltpersonen apostrophiert und zur Stellungnahme aufgefordert werden; und sie müssen sich einlesen in eine Sprache, die in allen ihren Möglichkeiten vom Symbolischen bis hin zum Spielerischen ausgefaltet wird. „Die Oberschwester hat Wakuschs Familiennamen (der ohne Praxis auf Deuxi wirklich nicht leicht auszusprechen ist) schwerfällig buchstabiert und erkundigt sich dann scheinheilig, wo denn die Vertreter dieser Nomenklatur überhaupt zu Hause sind. Nachdem Wakusch ihr erklärt: ‚Das ist links, am Kakausus und Aragus, gehört augenblicklich zu Kolchos usw.‘, stemmt die Tante ihre Hände in die Hüfte, betrachtet entsetzt den Kapitän und ruft: ‚Wir kämpfen mit den Kolchosischen um Leben und Häuschen, und dabei haben wir sie und pflegen sie noch dazu unter unserem eigenen Dach!‘ Solcher Infamie kann Wakusch ...