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Nation: | Deutschland |
von Hans-Edwin Friedrich
Stand: 01.06.2006
In den siebziger Jahren verstand sich Gert Heidenreich vor allem als politisch und kulturkritisch engagierter Journalist. Er folgte dabei den von den Ereignissen um 1968 geprägten Vorstellungen seiner Generation; seine politischen Stellungnahmen basierten auf demokratischen Grundüberzeugungen. Die Angriffsziele seines Engagements waren faschistoide Traditionen der deutschen Geschichte, die er vor allem in der personellen Kontinuität in Politik und Wirtschaft nach 1945, in Übergriffen von Politikern auf mißliebige Schriftsteller und in Verbindungen zwischen Konservativismus und Rechtsradikalismus aufspürte. In den Ereignissen des Herbstes 1977 sah Heidenreich das Ende des Aufbruchs von 1968. In den achtziger und neunziger Jahren wandte er sich den Themen der atomaren Bedrohung, der Ökologie sowie der Informations- und Gentechnik zu.
In seinem zentralen poetologischen Essay „Den Stein aufwärts wälzen“ (1984) relativierte Heidenreich den Ausgangspunkt seines Engagements: Die Vorstellung, Literatur könne die Welt verändern, sei zwar illusionär, aber als Sehnsucht präsent. Literatur sei Ausdruck von Humanität; der Schreibende verzichte auf die Ausübung von Macht, denn Macht und Literatur seien Antagonismen. Literatur könne und solle keine Sinnangebote machen. „Schreiben ist (…) das Vergebliche, das im Bewußtsein seiner Vergeblichkeit getan wird und eben dadurch ...