Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Peter Walther
Stand: 01.11.2010
Das lyrische und erzählerische Werk von Gerald Zschorsch ist grundiert von der Erfahrung eines doppelten Heimatverlusts, geografisch und politisch, der die Distanzierung von gesellschaftlichen Identifikationsangeboten in den einstigen Ländern realsozialistischer Prägung ebenso mit einschließt wie diejenige von den meisten Leitbildern in den westlichen Gesellschaften. Diesen Bruch zu artikulieren, ist für Zschorschs Schreiben von den Anfängen Ende der sechziger Jahre in der DDR bis in die Gegenwart der bestimmende Antrieb geblieben. Über die Spanne der Entwicklung, die Autor und Werk in dieser Zeit zurücklegten, gibt ein Blick auf die bibliografischen Daten Auskunft: Wurde 1981 eine frühe Sammlung von Lyrik und Prosa des Autors („Glaubt bloß nicht, daß ich traurig bin“) mit einem Vorwort von Rudi Dutschke eingeleitet, so beteiligte sich Zschorsch 1990 mit vier Gedichten an einem Band „Ernst Jünger zu Ehren“. Dutschke und Jünger bilden zwei Pole einer Wahlverwandtschaft, die sich in der antibürgerlichen Protesthaltung treffen. Die wachsende Selbstreflexivität des Autors, die sich an der Entwicklung des Werks ablesen lässt, bewirkt auch eine formale Radikalisierung. Dabei geht die Konzentration auf wenige poetische Ausdrucksmittel mit einer zunehmenden Expressivität der lyrischen Grundsituation ...