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Nation: | Deutschland |
von Wolfgang Seibel
Georg Seidel war nur eine kurze Schriftstellerkarriere vergönnt. 1985, mit seinem zweiten Stück, „Jochen Schanotta“, machte er erstmals von sich reden. Drei Jahre später, nach der ersten West-Inszenierung eines seiner Stücke („Jochen Schanotta“ in Basel 1987) und den Uraufführungen von „Das langsame Kind“ (später „Carmen Kittel“) und „Königskinder“ (1987 und 1988), wurden auch die überregionalen Feuilletons allmählich auf Seidel aufmerksam. „Ich kenne zur Zeit keinen westdeutschen Autor, der ähnlich konsequent und bühnensicher die Bedingungen sozialen Lebens mit ihren verheerenden Auswirkungen im privaten Bereich zu verknüpfen wüßte“, meinte Gert Loschütz. Als Seidel 1990, knapp 45jährig, seinem Krebsleiden erlag, war er zwar noch lange kein recht bekannter oder gar populärer Autor, er gilt aber inzwischen als der neben Heiner Müller und Volker Braun wichtigste Dramatiker der Endphase der DDR.
Seidel, ein ebenso genauer wie kluger und mitfühlender Chronist eines maroden, dem Untergang entgegensteuernden Staates, hatte stets konkrete soziale Probleme im Blick: die Entfremdung im zwischenmenschlichen Bereich, die Perspektivlosigkeit der jungen Generation in einer gleichmacherischen Gesellschaft, das Zerbrechen der Menschen an einem dumpfen und rigiden Staat. Doch Seidel war kein wortmächtiger ...