Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Gerhard Bolaender
Stand: 01.06.2006
Seinem ersten Buch „Morgen“ hat Frank-Wolf Matthies ein Wort von Grabbe vorangestellt: „Denn nichts als Verzweiflung kann uns retten“. Wer als junger DDR-Schriftsteller so beziehungsreich die Verzweiflung als eigene, motivierende Kraft ausgibt, von dem lässt sich mehr erwarten als Mut und große Worte, nämlich: Ehrlichkeit. Und darauf zielt auch Matthies' ganzes Schreiben, das geprägt ist von einer sehr sensiblen, aber kompromisslos kritischen Auseinandersetzung mit Zuständen und Entwicklungen in der DDR: „(…) mir kommt es auf / die dinge an: die / wirklichen & wie sie / wirklich sind: ich fürchte / mich nicht vor der konse / quenz (die angst hilft mir / dabei)“.
Zwangsläufig musste ein junger Schriftsteller, der in der DDR unter einem solchen Wahrheitsanspruch antrat, mit weitreichenden Konsequenzen vonseiten der Staatsmacht rechnen. So konnte Matthies zwischen 1975 und 1978 nur in wenigen Ausnahmefällen einige Gedichte in Zeitschriften veröffentlichen, ein umfangreicheres Lyrik-Manuskript wurde von verschiedenen DDR-Verlagen abgelehnt. Deshalb entschloss sich Matthies im Jahre 1978, das Manuskript, unter Umgehung des Ost-Berliner Büros für Urheberrechte, Verlagen in der Bundesrepublik anzubieten, und der Rowohlt Verlag veröffentlichte das Manuskript schließlich unter dem Titel „Morgen“ ...