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Nation: | Deutschland |
von Sigrid Weigel
Steffen ist einer der bekanntesten Gefängnisschriftsteller der deutschen Gegenwartsliteratur. Und doch durchzieht das Problem, delinquente und schriftstellerische Identität in Übereinstimmung zu bringen, wie ein Leitmotiv seine Texte – ebenso wie deren Aufnahme durch die Literaturkritik: Das Genre Gefängnisliteratur scheint ad absurdum geführt, wenn Steffen seine „Aufzeichnungen aus dem Zuchthaus“ ausdrücklich als Nicht-Literatur kennzeichnet und wenn ein Rezensent (Federspiel) seine Gedichte mit dem – als positive Würdigung gedachten – Hinweis „es ist nicht Lyrik, es ist Erfahrung“ kommentiert.Als seien die Erfahrungen eines Gefangenen nicht literaturfähig, baut der Autor in Richtung Feuilleton vor und grenzt sein Schreiben gegen „Literatur“ ab: erstens mit dem Hinweis, sein Text sei Sprache, Medium („Das hier ist keine Literatur und soll auch keine sein. Ich spreche … Kapiert, Herr Kritiker?“ S. 32), zweitens mit der Hervorhebung des Wahrheitsgehaltes seiner Rede („Ich könnte eine Story daraus machen und sie einen Roman nennen. Doch auf Literatur pfeife ich. Ich will die Wahrheit sagen und zeigen, daß es Wahrheit ist. Eure dreckige Welt.“ S. 33). Mit der ersten Abgrenzung rennt Steffen offene Türen ein, bewegt er sich doch ...