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Nation: | Schweiz |
von Elsbeth Pulver, Nicolai Riedel und Axel Ruckaberle
Stand: 15.09.2022
Erica Pedretti gehört zu den Autor*innen, deren schöpferische Arbeit aus der Kraft der Erinnerung wesentliche, ja vielleicht die entscheidenden Impulse gewinnt; ihr Werk steht, so gesehen, in der Nachfolge der Proustʼschen „Recherche du temps perdu“, als eine besonders eigenwillige und authentische Variation.
Der Prosatext „Harmloses bitte“ (1970), der Erstling der damals fast 40-Jährigen und zugleich ein Beweis schriftstellerischer Reife, kreist um das Thema einer Kindheit in den Kriegsjahren, ist also zu vergleichen mit den großen Romanen von Uwe Johnson („Jahrestage“) und Christa Wolf („Kindheitsmuster“): Aber im Gegensatz zu beiden entwickelt sich das Werk ganz aus der Erfahrung und dem Blickkreis des Kindes heraus, aus seinen Ängsten und Träumen, aus dem, was es erfährt und hört, ohne Konfrontation mit späterer Information. Gegenstand des Buches ist aber nicht nur das vergangene Leben, nicht nur Erinnerung als Bewusstseinsinhalt, sondern zugleich der Prozess der Erinnerung selbst: Er wird weniger reflektiert als unmittelbar in Sprache umgesetzt und so weit zurückverfolgt, bis Vergangenes sich im Dunkeln verliert, sich konsequent der Sprache verweigert. Erinnerung ist dabei nicht einfach ein Suchen, ...