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Nation: | Rumänien |
von Werner Söllner
Stand: 01.06.2001
Das Grundthema des Schriftstellers Dieter Schlesak ist die Erfahrung der Grenze: in geografischer wie historischer, in weltanschaulich-politischer wie in subjektiv-psychologischer Hinsicht, und zwar in nahezu jedem Bereich menschlicher Existenz; und seine Literatur ist der Versuch, diese Erfahrung zu verarbeiten und zu bewältigen. Das Gewicht, das dem Begriff der „Grenze“ und allen damit verbundenen Bedeutungsinhalten in der Biografie und im Werk dieses Schriftstellers zukommt, ist leichter zu messen, wenn man sich die Herkunft des Autors vergegenwärtigt.
Schlesak ist zwar als Deutscher unter Deutschen, aber eben unter noch mehr Rumänen und Ungarn in einer siebenbürgischen Kleinstadt aufgewachsen, in der es sich die Generation der Väter angelegen sein ließ, einen gewissen nationalen Herkunftsstolz zu zeigen, der sie – vielleicht noch mehr als die historisch ‚natürlichen‘ ethnischen Besonderheiten – von der Mehrheit absonderte, mit der man notgedrungen in friedlichem Miteinander leben musste.
Geografisch liegt diese Kleinstadt in einem Gebiet mit wechselnder Zugehörigkeit zu bewusstseinsprägenden nationalen Staatsgebilden. Verhältnismäßig rasch alternierende Herrschaftsverhältnisse mit ihren entsprechenden Verunsicherungen sozialer Randgruppen und ethnischer Minderheiten drängten diese in eine eher ‚bewahrende‘ Bewusstseinshaltung, in deren Gefüge für grenzüberschreitendes ...