Geburtstag: | |
Todestag: | |
Nation: | Schweiz |
von Oliver Ruf
Stand: 15.05.2016
Als literarische Formen der Mnemonik, als poetische Memoria an vergangene und jüngste Zeiten, als Epitaphe auf kleine, private und große Geschichte kann die Prosa Dante Andrea Franzettis gelesen werden. Franzetti gehört der zweiten Generation italienischer Einwanderer in die Schweiz an, einer Generation, die sich auffallend häufig auf der Suche befindet: nach Heimat, nach der eigenen Geschichte, nach dem ‚Woher‘. In seiner ersten Buchveröffentlichung „Der Grossvater“ (1985) wird entsprechend das Herstellen einer Herkunftswelt zum Thema und zwar anhand spärlicher, mühsam gesuchter Erinnerung. Im Zentrum steht die titelgebende Figur des Großvaters aus Limoli, ein imponierender Mann und Charakter, mehr ein Beobachter der Geschehnisse seiner Zeit als ein Täter, ein Muratore mit einträglichen Vergangenheiten und Weltdeutungen: „So hast du es mir erzählt.“ Er ist die in Bruchstücken des Gedenkens, mehr noch in Träumen und Visionen gesuchte repräsentative Gestalt jener Herkunft, die Personifizierung einer Heimat, die vorher war und die sich auch in einem glückhaften, halbwegs mythisierten Kindheitsort, dem Dachboden, spiegelt, dessen italienische Bezeichnung vom Erzähler erst in einem Lexikon nachgeschlagen werden muss, um – semiotisch – identifiziert werden ...