Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Holger Schlodder
Stand: 01.10.2001
Als Burkhard Spinnen 1991 mit „Dicker Mann im Meer“ an die Öffentlichkeit trat, begrüßte die Kritik den Debütanten ziemlich einmütig als findigen Verfasser hintersinniger Geschichten, der mit unprätentiöser Könnerschaft und in „provozierend disziplinierter Syntax“ (Hajo Steinert) mitten aus dem zeitgenössischen Alltagsleben erzählt. Spinnens Geschichten sind nüchtern protokollierte Versuchsanordnungen, in denen die Lebensroutine mittelständischer Existenzen durch unvorhersehbare Ereignisse unterbrochen wird. Seine Figuren haben sich in ihrem Dasein auf irritierend perfekte Weise eingerichtet. Sie plagen sich nicht mit gescheiterten Selbstverwirklichungsambitionen; die Abwesenheit von Sinn in ihrem Leben erfahren sie nicht als Mangel, solange sie sich festhalten können an der alltäglichen Ordnung der Dinge und Abläufe. Es reichen aber schon geringfügige (wenn nicht sogar bloß eingebildete) Verschiebungen in der gewohnten Umgebung – und die Lebensbalance droht vorübergehend ins Chaos zu entgleiten.
In Spinnens Erzählungsband „Dicker Mann im Meer“ (1991) wird diese geordnete Mittelstandswelt meist durch ein von außen hereinbrechendes Ereignis erschüttert. In den motivisch eng miteinander verflochtenen Erzählungen des Bandes „Kalte Ente“ (1994) liegt die Quelle der Beunruhigungen mehr in den geheimen Erwartungen und Projektionen der Figuren selbst. Das Milieu des akademisch gebildeten ...