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Nation: | Deutschland |
von Svenja Frank
Stand: 15.05.2022
„La réalité rugueuse à étreindre“, die raue Wirklichkeit zu umarmen, lautet das programmatische Ziel, das sich Arthur Rimbaud für seine Prosagedichte setzte („Une saison en Enfer“, 1873) und das auch dem Schreiben des „Asphalt-Rimbaud“ (Tanja Langer) Björn Kuhligk vielfach als Motto voranstehen könnte. Stets geht Kuhligk in seinen Gedichten und Prosaskizzen von der visuellen Wahrnehmung aus und reiht Bildausschnitte, die häufig der Alltagsrealität der Großstadt entstammen, zu ungewöhnlichen Sequenzen. Wenn deshalb insbesondere seine Gedichte wiederholt mit fotografischen Arbeiten verglichen wurden, so bedeutet dies jedoch nicht, dass sie einer mimetischen Maxime verpflichtet wären: Gerade die surrealen Bildkompositionen gehören zu den ästhetisch eigenständigsten Aspekten seines Werks.
Als Dichter, Herausgeber und Organisator ist Björn Kuhligk fest in die Berliner Lyrikszene integriert und Teil jener Generation, die sich Ende der 1990er Jahre um Jan Wagner, Ron Winkler und Tom Schulz formierte. Vor allem im Vergleich mit Jan Wagner, dem Kuhligk freundschaftlich und durch mehrere gemeinsame Publikationsprojekte verbunden ist, zeigen sich trotz der thematischen und poetischen Abweichungen Gemeinsamkeiten, wie die deutliche Abgrenzung von der kanonischen Gegenwartslyrik nach 1990: Im Unterschied zum Selbstverständnis des poeta doctus, das ...