Birgit Kempker

Geburtstag:	28. Mai 1956
Nation:	Deutschland, Schweiz

von Wolfram Groddeck

Birgit Kempker - Essay

Stand: 01.10.2001

„Der Paralleltäter“ von 1986, ein „Roman-Essay“, ist das erste Buch von Birgit Kempker. Schon im selben Jahr erschien als ‚parallele‘ Publikation die Prosasammlung „In der Allee 1. Schnee in der Allee“, der dann 1987 „In der Allee 2. Auch Frieda war jung“ folgte, ein „Heimatroman“ in zwei Teilen. Solch publizistisches ‚Paralleltätertum‘ zeigt schon eine für das literarische und künstlerische Schaffen Kempkers charakteristische Tendenz: Nicht nur das einzelne Werk zählt, sondern die Kombination, die proliferierende Verdoppelung und die Zwischenständigkeit der poetischen Äußerung, das Grenzgängertum zwischen den Genres, zwischen den Künsten und schließlich auch zwischen den Medien.

„Der Paralleltäter“ scheint von der Faszination durch die mathematische Problematik des „Parallelenpostulats“ inspiriert. In Parallele zu Johann Bolyais „Werk über die Parallelen“, das die nichteuklidische Geometrie mit begründete, wird Kempkers Romanessay „Der Paralleltäter“ gleichsam als nichteuklidische Erzählung begreiflich: Nicht einem roten Faden folgt die Erzählung, vielmehr konstelliert sie sich – sozusagen flächig oder in Parallelogrammen – in unterschiedlich kurzen Erzählabschnitten mit parallelen Erzählinstanzen: verschiedenen „Paralleltätern“. An die Stelle des narrativen Plots tritt eine poetologische „Topologie“, in der die literarischen und vorliterarischen Gemeinplätze aufeinander gelegt, gestaucht, ...

Der Artikel über Birgit Kempker ist nur einer von derzeit mehr als 700 Artikeln über Leben und Werk herausragender deutschsprachiger Autoren im „KLG – Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“. Das KLG bietet neben Biogrammen und ausführlichen Essays über Werk und Wirkung auch jeweils ein Werkverzeichnis und eine Bibliographie der Sekundärliteratur.

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