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Nation: | Frankreich |
von Numa Vittoz
Stand: 15.05.2021
In seiner grundlegenden Kritik des Surrealismus in „Situation de lʼécrivain en 1947“ zitiert Jean-Paul Sartre einen jungen Mann: Yves Bonnefoy. Sartre zeigt sich belustigt über seinen Namen, der bei ihm „höchste Aufrichtigkeit“ vermuten lässt (Sartre, 1948, 324) und stellt Bonnefoy als einen Nachwuchsdichter vor, der sich von seinen Zeitgenossen abgrenze. Der Surrealismus habe zwar, so Sartre, starke, eigensinnige Poesie hervorgebracht, aber daran fehlgetan, sich zwischen den zwei Weltkriegen der „sozialen Aktion“ zu rühmen. Yves Bonnefoy erkenne im Gegensatz zu den anderen Surrealisten bona fide an, dass Poesie sich auf die „Vorstellungskraft“ beschränken müsse, da sie, ohne den geringsten Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben, ausschließlich auf der Bühne des „Innenlebens“ stattfinden könne.
Aber Sartre argumentiert eigenwillig, wenn er das Werk der surrealistischen Dichter dem der écrivains engagés diametral entgegensetzt. Bonnefoys Schreiben soll gerade durch die poetische Arbeit an der Sprache die Beziehung jedes Einzelnen, und somit der ganzen Gesellschaft zur Welt verändern. Wie alle „wirklich moderne[n] Dichter“ entwirft er seine Ästhetik stets „in Beziehung zur Außenwelt, die auch die soziale Welt und die Welt der anderen ist“ (Béhar / Taminiaux, ...